loading
Ampulle mit Blut mit der Aufschrift "Zöliakie Blutwerte"

Zöliakie, auch bekannt als Glutenunverträglichkeit, ist eine autoimmune Erkrankung, bei der der Verzehr von Gluten – einem Protein, das in Weizen, Roggen und Gerste vorkommt – eine Entzündungsreaktion im Dünndarm auslöst. Diese Reaktion kann zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen, einschließlich Nährstoffmangel, Knochenschwäche und einer erhöhten Anfälligkeit für andere Autoimmunerkrankungen. Die frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Die Rolle der Blutwerte bei der Zöliakie-Diagnose

Bluttests spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnose von Zöliakie. Sie dienen dazu, spezifische Antikörper nachzuweisen, die im Körper als Reaktion auf Gluten produziert werden. Diese Antikörper sind ein Indikator für eine autoimmune Reaktion gegen den Dünndarm. Die Blutwerte helfen Ärzten, festzustellen, ob eine weitere diagnostische Untersuchung, wie eine Dünndarmbiopsie, erforderlich ist.

Wichtige Bluttests zur Diagnose von Zöliakie

Es gibt mehrere Bluttests, die zur Diagnose von Zöliakie eingesetzt werden. Die wichtigsten davon sind:

1. Anti-TTG (Gewebetransglutaminase-Antikörper)

Anti-TTG-Antikörper sind die am häufigsten verwendeten Marker zur Diagnose von Zöliakie. Der Test misst die Menge an IgA- und IgG-Antikörpern gegen die Gewebetransglutaminase, ein Enzym, das in der Dünndarmschleimhaut vorkommt. Erhöhte Werte dieser Antikörper deuten stark auf eine Zöliakie hin. Der Anti-TTG-IgA-Test ist besonders sensitiv und spezifisch, weshalb er oft als erster Test durchgeführt wird.

2. Gesamt-IgA (Immunglobulin A)

Der Gesamt-IgA-Test wird durchgeführt, um festzustellen, ob der Patient einen IgA-Mangel hat. Ein IgA-Mangel kann zu falsch negativen Ergebnissen bei IgA-Antikörpertests führen. In solchen Fällen werden IgG-basierte Tests herangezogen, um die Diagnose zu bestätigen.

3. EMA (Endomysial-Antikörper)

Endomysial-Antikörper (EMA) sind ebenfalls spezifische Marker für Zöliakie. Der EMA-Test ist zwar teurer und zeitaufwändiger als der Anti-TTG-Test, bietet jedoch eine hohe Spezifität. Ein positiver EMA-Test unterstützt die Diagnose, insbesondere wenn andere Tests ebenfalls auffällig sind.

4. Deamidiertes Gliadinpeptid (DGP) Antikörper

Der DGP-Test wird oft bei Patienten mit IgA-Mangel eingesetzt, um Zöliakie zu diagnostizieren. Diese Antikörper sind weniger spezifisch als Anti-TTG und EMA, können jedoch zusätzliche Informationen liefern, besonders bei atypischen Präsentationen der Krankheit.

Diagnoseverfahren nach den Bluttests

Die Bluttests sind ein wichtiger erster Schritt zur Diagnose von Zöliakie. Wenn die Antikörperwerte erhöht sind, ist der nächste Schritt in der Regel eine Dünndarmbiopsie, um die Diagnose zu bestätigen.

Dünndarmbiopsie

Die endgültige Absicherung der Diagnose erfolgt durch eine Dünndarmbiopsie. Eine endoskopische Dünndarmbiopsie ist ein risikoarmes Verfahren, das in der Regel nicht länger als 10 bis 15 Minuten dauert. Dabei wird eine Kamerasonde an einem dünnen Schlauch über Mund, Speiseröhre und Magen in den Dünndarm geschoben. Mehrere Gewebeproben (am besten 5-6 Proben) werden aus verschiedenen Bereichen des Zwölffingerdarms entnommen und anschließend mikroskopisch untersucht.

Die Biopsie muss vor Beginn einer glutenfreien Ernährung durchgeführt werden, um sichere Befunde zu erhalten. Eine glutenfreie Diät kann die Antikörperwerte und Schleimhautveränderungen zurückbilden, wodurch die Diagnose erschwert wird. Daher ist es entscheidend, dass Patienten bis zur vollständigen Diagnostik weiterhin Gluten konsumieren.

Warum ist es wichtig, weiterhin Gluten zu konsumieren?

Das Wichtigste zuerst: Essen Sie unbedingt unverändert weiter Gluten, bis die Diagnostik komplett abgeschlossen ist!

Eine Zöliakie kann am besten und sichersten festgestellt werden, wenn die Untersuchungen durchgeführt werden, während Gluten weiterhin in der Ernährung vorhanden ist. Eine Reduktion des Glutens kann dazu führen, dass sich die Antikörperwerte und die Schleimhautveränderungen zurückbilden und somit nicht mehr eindeutig und aussagekräftig nachweisbar sind. Dies kann den Diagnoseweg unnötig verzögern oder im schlimmsten Fall die Diagnose verhindern, was langfristig die Motivation zur Einhaltung der Diät und den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen kann.

Unterschiede in der Diagnostik bei Erwachsenen und Kindern

Die diagnostischen Anforderungen unterscheiden sich zwischen Erwachsenen und Kindern. Bei Erwachsenen kann der Antikörpertest eine Dünndarmbiopsie nicht ersetzen. Laut den Leitlinien der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG) ist bei Erwachsenen immer eine Biopsie zur Diagnostik gefordert. Auch bei Kindern ist die Biopsie in vielen Fällen notwendig. Allerdings gibt es unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit, bei Kindern auf eine Biopsie zu verzichten.

Die Entscheidung, ob eine Biopsie durchgeführt werden sollte oder nicht, sollte in Absprache mit einem Kindergastroenterologen getroffen werden. Dabei werden die aktuellen Leitlinien berücksichtigt, die Kriterien festlegen, unter denen eine Diagnose ohne Biopsie in Betracht gezogen werden kann. Diese Kriterien umfassen in der Regel sehr hohe Antikörperwerte und spezifische klinische Symptome.

Weitere diagnostische Tests und Überlegungen

Neben den oben genannten Tests gibt es weitere diagnostische Maßnahmen, die bei Verdacht auf Zöliakie in Betracht gezogen werden können:

Hämoglobin und Eisenstatus

Viele Zöliakie-Betroffene leiden unter Anämie, bedingt durch eine schlechte Aufnahme von Eisen und anderen Nährstoffen. Ein niedriger Hämoglobinwert oder ein reduzierter Ferritinspiegel kann Hinweise auf eine Zöliakie geben.

Vitamin- und Mineralstoffspiegel

Zöliakie kann zu Mangelerscheinungen führen, insbesondere an Vitaminen wie B12, D und Folsäure sowie an Mineralstoffen wie Kalzium und Magnesium. Ein vollständiges Blutbild kann helfen, diese Mängel zu identifizieren.

Genetische Tests

Die genetische Prädisposition spielt eine wichtige Rolle bei der Zöliakie. Tests auf die Gene HLA-DQ2 und HLA-DQ8 können verwendet werden, um das Risiko einer Zöliakie zu bewerten. Ein negatives Ergebnis für beide Gene schließt eine Zöliakie nahezu aus.

Behandlung und Überwachung nach der Diagnose

Nach der Bestätigung der Diagnose ist die einzige wirksame Behandlung eine lebenslange, strikte glutenfreie Diät. Dies bedeutet den vollständigen Verzicht auf alle glutenhaltigen Getreidesorten und deren Derivate. Die Einhaltung dieser Diät führt in den meisten Fällen zu einer Heilung der Dünndarmschleimhaut und einer Normalisierung der Blutwerte.

Regelmäßige Blutuntersuchungen

Nach Beginn der glutenfreien Diät werden regelmäßige Blutuntersuchungen durchgeführt, um den Erfolg der Behandlung zu überwachen. Dazu gehören die Überprüfung der Anti-TTG- und EMA-Antikörperwerte. Ein Rückgang dieser Werte deutet darauf hin, dass die Diät effektiv ist und der Dünndarm heilt.

Langfristige Überwachung

Auch nach einer erfolgreichen Diät ist eine langfristige Überwachung wichtig, um sicherzustellen, dass die Diät weiterhin eingehalten wird und keine Rückfälle auftreten. Patienten sollten regelmäßig ihren Arzt konsultieren und bei Bedarf weitere Tests durchführen lassen.

Häufige Fragen zu Zöliakie Blutwerten

Hier sind einige häufig gestellte Fragen zur Diagnose von Zöliakie anhand von Blutwerten:

Kann man Zöliakie anhand von Blutwerten alleine diagnostizieren?

Nein, die Blutwerte sind ein wichtiger erster Schritt, aber eine endgültige Diagnose erfordert in der Regel eine Dünndarmbiopsie. Die Bluttests können auf eine Zöliakie hinweisen, aber die Biopsie bestätigt die Diagnose durch den Nachweis von Entzündungen und Schäden an der Dünndarmschleimhaut.

Wie genau sind die Bluttests zur Diagnose von Zöliakie?

Die Anti-TTG- und EMA-Tests sind sehr genau, mit hoher Sensitivität und Spezifität. Allerdings können IgA-Mangelzustände zu falsch negativen Ergebnissen führen, weshalb der Gesamt-IgA-Test ebenfalls durchgeführt wird. In seltenen Fällen können auch andere Autoimmunerkrankungen ähnliche Antikörperwerte verursachen.

Was tun, wenn die Bluttests negativ sind, aber weiterhin Symptome bestehen?

Wenn die Bluttests negativ sind, aber weiterhin Symptome einer Zöliakie bestehen, sollte eine Biopsie in Erwägung gezogen werden. Es gibt auch seltenere Formen der Zöliakie, bei denen die Antikörperwerte nicht erhöht sind. Ein erfahrener Gastroenterologe kann weitere diagnostische Schritte empfehlen.

Wie lange dauert es, bis die Blutwerte nach Beginn einer glutenfreien Diät zurückkehren?

Nach Beginn einer glutenfreien Diät beginnen die Antikörperwerte in der Regel innerhalb von Wochen bis Monaten zu sinken. Die vollständige Normalisierung kann jedoch bis zu ein Jahr oder länger dauern. Eine kontinuierliche Überwachung ist daher wichtig, um den Heilungsprozess zu verfolgen.

Tipps für eine erfolgreiche glutenfreie Ernährung

Eine glutenfreie Ernährung kann anfangs herausfordernd sein, aber mit einigen Tipps gelingt der Übergang leichter:

  • Lesen Sie Etiketten: Achten Sie stets auf die Zutatenliste und suchen Sie nach glutenfreien Zertifizierungen.
  • Planen Sie Mahlzeiten: Eine gute Planung hilft, Versuchungen und unglückliche Überraschungen zu vermeiden.
  • Glutenfreie Alternativen: Nutzen Sie glutenfreie Alternativen für Ihre Lieblingsprodukte, wie glutenfreies Brot, Pasta und Snacks.
  • Glutenfreie Rezepte: Entdecken Sie neue Rezepte und probieren Sie verschiedene glutenfreie Gerichte aus, um Abwechslung in Ihre Ernährung zu bringen.
  • Informieren Sie Ihr Umfeld: Sprechen Sie mit Familie, Freunden und Kollegen über Ihre Ernährungsbedürfnisse, um Unterstützung zu erhalten.
  • Besuchen Sie Fachgeschäfte: In speziellen Läden finden Sie eine größere Auswahl an glutenfreien Produkten.

Häufige Fehler bei der glutenfreien Ernährung

Um eine erfolgreiche glutenfreie Ernährung sicherzustellen, sollten Sie folgende Fehler vermeiden:

  • Unzureichende Nährstoffzufuhr: Achten Sie darauf, genügend Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe zu sich zu nehmen.
  • Übermäßiger Verzehr von verarbeiteten glutenfreien Produkten: Viele glutenfreie Produkte sind stark verarbeitet und enthalten ungesunde Fette und Zucker.
  • Fehlende Abwechslung: Integrieren Sie eine Vielzahl von glutenfreien Lebensmitteln in Ihre Ernährung, um Monotonie zu vermeiden.
  • Mangelnde Planung: Ohne Planung können glutenfreie Mahlzeiten unpraktisch und zeitaufwändig werden.
post-img
Prev post

Was ist Zöliakie: Alles, was sie wissen müssen

Write a Reply or Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert