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Frau mit MikroskopDiagnose von Zöliakie: Methoden und Verfahren

Zöliakie kann heutzutage sicher diagnostiziert werden, auch wenn sie häufig erst in fortgeschrittenen Stadien erkannt wird. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Wenn Sie den Verdacht haben, unter Zöliakie zu leiden, finden Sie im Abschnitt Symptome eine Reihe von Krankheitszeichen und Risikofaktoren, die für eine Zöliakie sprechen können.

Schrittweise Diagnoseverfahren

Die Diagnose von Zöliakie ist ein mehrstufiger Prozess, der sowohl serologische Tests als auch eine Dünndarmbiopsie umfasst. In der Regel wird die Biopsie erst dann durchgeführt, wenn die Bluttests auf eine mögliche Zöliakie hinweisen. Im Folgenden werden die wichtigsten Untersuchungsverfahren bei der Diagnose von Zöliakie detailliert beschrieben:

Serologische Diagnostik

Die serologische Diagnostik spielt eine zentrale Rolle bei der ersten Erkennung von Zöliakie. Dabei wird das Blut auf spezifische Antikörper getestet, die bei Betroffenen erhöht sein können. Diese Antikörper lassen sich in zwei Hauptgruppen einteilen:

1. Antikörper gegen Fremdantigene (Gliadine)

Gliadine sind Proteine, die im Gluten vorkommen. Bei Personen mit Zöliakie bildet das Immunsystem Antikörper als direkte Reaktion auf die Aufnahme von Gliadinen. Diese Antikörper können unterteilt werden in:

  • Gliadin-Antikörper (IgA und IgG): Diese Antikörper sind bei nahezu allen Zöliakie-Erkrankten nachweisbar und weisen eine hohe Sensitivität auf. Allerdings sind sie nicht besonders spezifisch, da auch bei Allergikern oder Personen mit anderen Autoimmunerkrankungen Gliadin-Antikörper auftreten können. Zudem können sie bei etwa 5 % der gesunden Bevölkerung vorkommen.

2. Antikörper gegen körpereigene Antigene (Endomysium-Antikörper)

Da Zöliakie sowohl als Nahrungsmittelallergie als auch als Autoimmunerkrankung betrachtet wird, ist die serologische Diagnostik auch auf Antikörper gegen körpereigene Antigene ausgerichtet:

  • Anti-Endomysium-Antikörper (EMA-IgA): Diese hochspezifischen Antikörper lassen sich bei etwa 90 % der Zöliakie-Betroffenen nachweisen. Die Konzentration der Anti-Endomysium-Antikörper korreliert zudem mit dem Schweregrad der Erkrankung. Eine höhere Konzentration deutet in der Regel auf eine stärkere Schädigung der Darmzotten hin.
  • Anti-Tissue-Transglutaminase-Antikörper (tTG-IgA): Dieser Test ist spezifisch auf Antikörper gegen das Enzym Tissue-Transglutaminase ausgerichtet, welches im Endomysium vorkommt. Die Sensitivität und Spezifität des tTG-IgA-Tests liegt auf einem ähnlichen Niveau wie der Anti-Endomysium-Test und ist daher ein wertvoller diagnostischer Marker.

Wichtige Hinweise zu serologischen Tests

Etwa 10 % der Zöliakie-Betroffenen leiden an einem Immunglobulin A (IgA)-Mangel. In solchen Fällen können die oben genannten serologischen Tests unzuverlässig sein, da die Antikörperproduktion generell reduziert ist. Daher sollte vor den Antikörpertests der Gesamt-IgA-Spiegel im Blut bestimmt werden. Ein Mangel an IgA kann die Testergebnisse verfälschen und muss bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden.

Bei Kindern unter 2 Jahren ist die Spezifität der tTG-IgA- und EMA-IgA-Antikörpertests nur etwa 80 %, was bedeutet, dass die Ergebnisse weniger aussagekräftig sind. In solchen Fällen sind zusätzliche diagnostische Maßnahmen erforderlich, um eine genaue Diagnose zu stellen.

Histologische Diagnostik: Dünndarmbiopsie

Um eine definitive Diagnose von Zöliakie zu stellen, ist in der Regel eine Dünndarmbiopsie notwendig. Diese wird meist im Rahmen einer Dünndarmspiegelung (Gastroduodenoskopie) durchgeführt, bei der kleine Gewebeproben der Dünndarmschleimhaut entnommen werden. Die Biopsie dient dazu, strukturelle Veränderungen in der Darmwand festzustellen, die auf Zöliakie hinweisen:

  • Schädigung der Darmzotten: Bei Zöliakie kommt es zu einer Atrophie der Zotten, was die Oberfläche des Dünndarms verringert und die Nährstoffaufnahme beeinträchtigt.
  • Erhöhte Anzahl von Lymphozyten: Die Zahl der in die Darmschleimhaut eingewanderten Lymphozyten ist ein Indikator für Entzündungen.
  • Verhältnis von Zottenlänge zu Krypten: Ein verringertes Verhältnis deutet auf eine Zottenatrophie hin.
  • Entzündungszellen in der Bindegewebsschicht: Eine erhöhte Anzahl von Entzündungszellen in der Bindegewebsschicht unter der Epithelschicht weist auf eine entzündliche Reaktion hin.

Die Ergebnisse der Dünndarmbiopsie sind ausschlaggebend für die Bestätigung der Zöliakie-Diagnose. In Kombination mit den serologischen Befunden ermöglichen sie eine präzise und sichere Diagnose.

Glutensensitivität: Eine alternative Diagnose

Wenn eine Zöliakie mittels Dünndarmbiopsie ausgeschlossen wurde, besteht die Möglichkeit, dass bei Ihnen eine Glutensensitivität vorliegt. Diese bislang wenig erforschte Erkrankung kann nur durch eine Ausschlussdiagnose festgestellt werden, bei der keine Zottenatrophie bei der Dünndarmbiopsie und negative Anti-IgE-Antikörpertests vorliegen.

Weitere Informationen zur Glutensensitivität finden Sie in unserem ausführlichen Artikel zum Thema Glutensensitivität.

Zusammenfassung der Diagnoseverfahren

  1. Symptomerfassung und Risikofaktoren: Identifikation von Krankheitszeichen und Risikofaktoren.
  2. Serologische Tests: Blutuntersuchungen auf spezifische Antikörper gegen Gliadine und körpereigene Antigene.
  3. Dünndarmbiopsie: Gewebeentnahme und histologische Untersuchung zur Bestätigung der Diagnose.
  4. Ausschlussdiagnose: Feststellung einer Glutensensitivität bei negativem Zöliakie-Befund.

Wichtige Tipps zur Vorbereitung auf diagnostische Tests

Um genaue und zuverlässige Testergebnisse zu gewährleisten, sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Fortführung der glutenhaltigen Ernährung: Patienten sollten vor den diagnostischen Tests weiterhin Gluten zu sich nehmen, um die Antikörperproduktion nicht zu beeinträchtigen. Eine glutenfreie Diät kann die Testergebnisse verfälschen.
  • Beratung durch einen Facharzt: Eine enge Zusammenarbeit mit einem Gastroenterologen oder einem auf Zöliakie spezialisierten Arzt ist essenziell, um die richtigen Tests auszuwählen und die Ergebnisse korrekt zu interpretieren.
  • Informieren Sie sich über den Testablauf: Verstehen Sie den Ablauf und die notwendigen Vorbereitungen für die Tests, um Stress und Unsicherheiten zu minimieren.

Warum eine frühzeitige Diagnose wichtig ist

Eine frühzeitige Diagnose von Zöliakie ist entscheidend, um langfristige gesundheitliche Komplikationen zu vermeiden. Unbehandelte Zöliakie kann zu Nährstoffmangel, Osteoporose, neurologischen Störungen und einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten führen. Zudem verbessert sich die Lebensqualität der Betroffenen erheblich durch eine strikt glutenfreie Ernährung.

Wenn Sie den Verdacht haben, an Zöliakie zu leiden, zögern Sie nicht, einen Arzt aufzusuchen und die notwendigen diagnostischen Schritte einzuleiten. Eine genaue und frühzeitige Diagnose ist der erste Schritt zu einem gesünderen und symptomfreien Leben.